Einige Hörnchen werden ihren Haltern gegenüber extrem aggressiv und angriffslustig. Häufig zeigt sich dieses Verhalten erst, wenn sich der Winter nähert.
Auch wenn die Vorstellung von einem aggressiven Streifenhörnchen erst mal relativ niedlich anmutet, hält sich der Spaß bei den Besitzern solcher Tiere in Grenzen. Manche Hörnchenbesitzer können die Fütterung und Säuberung dann nur noch mit Handschuhen und ggf. Schutzbrille durchführen, denn wirklich schlimme und brutale Angriffe sind keine Seltenheit.

 

Bisswunden vom Streifenhörnchen auf dem Handrücken Bisswunden vom Streifenhörnchen auf der Handkante Bisswunden vom Streifenhörnchen am Finger

 

Diese Angriffe enden meist sehr blutig und sind für den Halter sehr schmerzhaft und teilweise auch gefährlich, denn selbst Gesicht und Augen werden mitunter attackiert.

Umgangssprachlich nennt man diese im Herbst auftretenden Aggressionen "herbsteln". Im Spätsommer, in Vorbereitung auf den Winter, packt das Hörnchen eine ausgeprägte Sammelwut und alles an Nahrungsmitteln, was das Horn in die Pfoten bzw. Backentaschen bekommt, wird versteckt und gebunkert. Wenn man dem Streifi genügend Angebot zur Verfügung stellt, sind ganz schnell mehrere Kilogramm Futter gehortet. Diese Mühen wollen natürlich verteidigt werden und manche Streifenhörnchen machen das auch - sie verteidigen alles bis aufs Blut.

Eine weitere Form der Aggression, die ein Streifenhörnchen gegenüber dem Halter zeigen kann, ist revierbedingt. Streifenhörnchen sind Einzelgänger und leben in der freien Natur in lockeren Kolonien. Die Populationsdichte umfasst etwa 5 Tiere pro Hektar, was etwa 2000 m² pro Tier entspricht. Dieses Revier verteidigen die Hörnchen gegenüber unerwünschten Eindringlingen, was meistens zu bösen Kämpfen führt. Streifenhörnchen sind trotz mittlerweile jahrzehntelanger Nachzucht immer noch nicht so weit domestiziert, dass dieses Verhalten nicht mehr auftritt. Sie halten ja auch häufig Winterschlaf, obwohl sie im Haus gehalten werden, wo das zum Überwintern überhaupt nicht nötig ist. Es kann also sein, dass das Hörnchen das Zimmer, in dem die Voliere steht, als sein Revier ansieht und alle Eindringlinge verjagen möchte. Dabei macht es keinen Unterschied, ob man ihm täglich Futter zusteckt oder nur zu Besuch ist.

In beiden Fällen muss betont werden, dass das Tier nichts für seine Handlungen kann und sie bestimmt auch nicht absichtlich ausführt. Kein Streifenhörnchen ist bösartig - es erliegt lediglich seinem natürlichen Drang und kann nicht für sein Handeln verantwortlich gemacht werden. Man nehme ihm die Überreste seiner natürlichen Instinkte bitte nicht übel.

Wie dem auch sei, es müssen Möglichkeiten gefunden werden, wie man ein Zusammenleben mit dem aggressiven Tier gestalten kann. Im Fall der Herbstaggression hat man nicht viele Möglichkeiten. Die am häufigsten praktizierte Lösung ist wohl, das Tier nicht mehr aus dem Käfig zu lassen, um so den Attacken zu entgehen. Fütterung und Säuberungsaktionen werden meistens auf die Schlafenszeit verlegt und nur noch in Schutzmontur ausgeführt. Das Horn hat zu diesen Zeiten meistens einen leichten Schlaf und steht beim leisesten Geräusch in der Voliere auf der Matte, um zuzuschlagen. Manche User schwören auf eine beruhigende Bachblütentherapie. Diese gibt es beispielsweise von der Firma Canina und nennt sich Bachblütenglobuli Petvital "Aggression". Davon kann man 2-mal täglich 5 Globuli anbieten – z.B. in die Trinkflasche mit etwas Wasser geben oder aber etwas Obst zur Hilfe nehmen und die Globuli dort hineingeben (Heidelbeere oder Weintraube damit füllen – Vorteil: diese wird Aufgrund der Größe meist gleich komplett verspeist). Wie bei allen alternativen Heilmethoden tritt die Wirkung nicht gleich ein, sondern nach erst etwa drei Wochen. Die Gabe sollte jedoch mindestens weitere 2 Wochen erfolgen. Unter Umständen muss der Zeitraum noch erweitert werden. Dennoch ist die Chance gering, dass man durch die Anwendung der Bachblütentherapie wieder ein liebes und zahmes Hörnchen bekommt, aber es erleichtert vielleicht den Umgang mit dem Tier und man muss nicht mehr oder nur noch bedingt um seine Haut fürchten.

Streifenhörnchen in der VoliereBessere Chancen hat man bei der Revieraggression. Häufig hilft es, wenn man dem Horn noch einmal einen längeren Käfigarrest aufbrummt, um ihm begreiflich zu machen, dass das sein Revier ist und nicht das umliegende Zimmer. Beobachtungen und Rückfragen bei betroffenen Haltern aus dem Forum haben gezeigt, dass häufig gerade jene Tiere dazu neigen ihr Revier zu erweitern und zu verteidigen, bei denen die Arrestzeit von vier bis sechs Wochen beim Einzug des Hörnchens nicht eingehalten wurde oder erst gar kein Arrest stattgefunden hat. Bei einigen Streifis hat der erneute Arrest (man kann hier wieder vier bis sechs Wochen einplanen) jedenfalls die gewünschte Wirkung gezeigt und die Tiere zeigten sich weniger bis gar nicht mehr angriffslustig. Besonders hartnäckige Exemplare lassen sich durch Einsperren aber auch nicht in die Schranken weisen - sie beharren stur darauf, dass ihr Revier den ganzen Raum umfasst und dieses Revier wird verteidigt. Dass der Mensch die 700-fache Masse hat, viel stärker und größer ist, schreckt das Hörnchen in keinster Weise ab. Es bläst zum Angriff und beißt zu. Wer sich einmal das Gebiss der kleinen Nager angesehen hat, wird schnell zustimmen, dass Bisse mit diesen Zähnen an jeder Stelle sehr schmerzhaft sind. Das Austragen dieses Revierkampfes kann mit ein wenig Glück Abhilfe schaffen. Der Mensch muss diesen Kampf allerdings gewinnen. Bevor man gegen das Horn in die Schlacht zieht, sind natürlich einige Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.

Streifenhörnchen mit KuscheltierWie oben bereits beschrieben, sollte man eine Schutzbrille tragen, da man nie sagen kann, wo sich Hörnchen gerade verbeißt. Motorradhandschuhe sind schön dick und wenn das Streifi seine Zähne dort in das Leder schlägt, merkt das Opfer davon herzlich wenig. Schuhe, eine lange Hose (Jeans) und ein Oberteil mit langen Ärmeln (vielleicht sogar eine Jacke) stellen eine angebrachte Schutzausrüstung dar. Wenn das Hörnchen angreift, wehrt man den Angriff mit dem Handschuh ganz vorsichtig ab. Das Streifi versucht es gewiss erneut und sollte den Kampf wieder verlieren. Wenn das Streifi merkt, dass es nicht gewinnen kann wird es aufgeben.

Wichtig ist, dass das Streifenhörnchen nicht verletzt wird – bitte nicht zupacken, schlagen oder dergleichen – das Hörnchen kann leicht weggestupst werden, aber ein richtiger Kampf gegen das Tier soll natürlich nicht geführt werden. An Stelle eines Handschuhes kann auch ein Kuscheltier zur „Abwehr“ verwendet werden, welches dann das Hörnchen in die Flucht jagt. Damit der Revierkampf für den Menschen als erfolgreich gilt, muss das Horn so weit abgewehrt werden, dass es zurückgedrängt (Richtung Käfig) wird und von selbst nicht mehr zum Angriff übergeht. Im Käfig selbst ist das Tier natürlich völlig in Ruhe zu lassen - das ist sein Reich und da darf es machen, was es will und darf es auch verteidigen.